15. Spieltag (Sonntag, 19.11.2023, 14 Uhr): VfB Niederdreisbach - SG 06 Betzdorf
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Der vorzeitige Herbstmeister und souveräne Tabellenführer wird am letzten Hinrundenspieltag in Niederdreisbach vorstellig. Die SG 06 Betzdorf hat elf der bisherigen dreizehn Spiele gewonnen und sich so schon sechs Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger Hundsangen II herausgearbeitet. Hundsangen II ist am Ende der Saison wohl nicht aufstiegsberechtigt, weil die eigene Erste Mannschaft in der Bezirksliga spielt oder dort voraussichtlich bleiben wird. Der erste wirkliche Kontrahent, der SV Adler Niederfischbach, hat sogar schon acht Punkte Rückstand auf Betzdorf.
Insofern dürfte es das letzte Mal sein, dass Betzdorf auf dem Niederdreisbacher Hartplatz um Punkte kämpfen muss. „Zum Glück,“ wird sich der eine andere Fan an Sieg und Heller denken, denn dort konnte die ruhmreiche SG 06 bislang keinen Blumentopf gewinnen. In fünf A-Liga-Spielen gab es für Betzdorfer Mannschaften (2x Reserve und 3x Erste) noch nicht einen Punkt: fünf Niederlagen, 3:13 Tore. Wie wunderbar wäre es aus Sicht des kleinen Dorfvereins, wenn man den Städtern im Stile von David gegen Goliath auch im sechsten Heimspiel Punkte abknöpfen könnte!
Beim letzten Auftritt der SG 06 in Niederdreisbach setzte der frühere Betzdorfer Markus Nickol (Vordergrund) mit seinem 3:1 den Schlusspunkt. (Foto: Thorsten Buchner)
Für die Betzdorfer wäre das allenfalls eine kleine Randnotiz, die den Gewinn der Meisterschaft nicht nachhaltig gefährden würde. Der Wiederaufstieg in die Bezirksliga nach fünf langen Kreisligajahren dürfte der SG 06 spätestens nach dem Sieg im Topspiel in Niederfischbach kaum noch zu nehmen sein. Er war von den meisten Kennern des regionalen Fußballs ohnehin von Anfang an erwartet worden.
Zwar endete für Betzdorf die vergangene Saison neun Punkte hinter dem VfB und nur auf dem fünften Platz, der nicht unbedingt für die Rolle als Topfavorit für die nächste Spielzeit berechtigt. Doch schon frühzeitig hatte der Club vom Bühl die richtigen Weichen für eine erfolgreichere Zukunft gestellt. Die junge Truppe wurde durch mehrere Hochkaräter gezielt verstärkt. Dabei ist natürlich zunächst die Verpflichtung von Enis Caglayan als Trainer zu nennen. Caglayan gehörte zum einen als Spieler zum Kader der SG 06 in deren erster Oberliga-Phase vor knapp dreißig Jahren an. Die erfolgreiche Arbeit in Betzdorf ist für ihn eine Herzensangelegenheit und das Motto der Stadionzeitung „100%grünweiß“ trifft auf ihn definitiv zu. Auf der anderen Seite kennt Caglayan durch seine A-Liga-Stationen in Wallmenroth, Niederroßbach, Alsdorf, Gebhardshain und jetzt Betzdorf das Kreisligaoberhaus wie kein Zweiter und weiß genau, welcher Fußball gespielt werden muss, um auf dieser Ebene erfolgreich zu sein. Was bei den früheren Engagements nicht geklappt hat, könnte jetzt Realität werden: Caglayan dürfte erstmals als Trainer ein Team in die Bezirksliga führen.
Ein kluger Schachzug der Betzdorfer Vereinsführung war es, Philipp Euteneuer im Traineramt zu belassen und nun an Caglayans Seite zu stellen. Ihm vertrauen die talentierten Jungspunde im Team durch seine Arbeit als Jugendtrainer und später auch als Seniorencoach, der ihnen den Übergang in die Erste Mannschaft ermöglichte. Auch zu dieser Saison wurden schließlich wieder sechs Spieler aus der A-Jugend und der Reservemannschaft hochgezogen, der Kontakt zur Ersten bestand aber schon vorher.
Die drei externen Neuzugänge schlugen wie erwartet ebenfalls voll ein. Der aus Allendorf verpflichtete Temel Uzun führt die Torjägerliste mit seinen 19 Treffern souverän an. Dazu kommem zahlreiche Torvorlagen. Enrico Balijaj kam vom FC Freier Grund und hat seinerseits auch schon zwölf Tore auf dem Konto. Hikmet Aydin (vom VSV Menden) als Dritter im Bunde stand in jedem Ligaspiel in der Startelf. Wenn man neben diesen Neuen noch an die alten Stützen wie Erner, Jashari oder Sahin denkt, weiß man, dass der Betzdorfer Kader in der Summe ligaweit konkurrenzlos ist.
Die erzielten fünfzig Tore – schon ein Spiel vor der Saisonmitte – sprechen eine deutliche Sprache. Auch 16 Gegentore in 13 Spielen sind herausragend, selbst wenn der VfB Niederdreisbach als einziges Team sogar noch weniger Tore kassierte. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Betzdorf als eine von nur drei Mannschaften ohne Platzverweis auskam und die Fairplay-Tabelle mit Vorsprung anführt. Unser nächster Gegner liegt wenig überraschend auch sowohl in der Heim- als auch in der Auswärtstabelle vorne.
Auf lange Sicht kann niemand mit dieser Mannschaft mithalten, aber das war auch nie der Anspruch des VfB Niederdreisbach (4., 22 Punkte). An guten Tagen und wenn fast alle mit an Bord sind, kann Dennis Reders Mannschaft jeden schlagen. Das ist bei einem kleinen Kader aber eben nicht eine ganze Saison über der Fall. Bei nicht vorhandener Zweiter Mannschaft oder A-Jugend lassen sich Ausfälle dann nur schwer kompensieren. So heftig wie letzte Woche hat es den VfB in bald fünfzehn Jahren durchgängiger Eigenständigkeit aber noch nie erwischt. Krankheits- und verletzungsbedingt fielen so viele Spieler aus, dass erstmals ein Punktspiel abgesagt werden musste. Der Nichtantritt in Rennerod war ein schwerer Schritt, ist aber abgehakt. Die Aussicht auf ein attraktives Heimspiel gegen Betzdorf lässt es einem leicht fallen, den Blick nach vorne zu richten. Gleichzeitig sollte jedem klar sein, dass sich eine Woche nach der Absage nicht auf einmal alle Spieler wieder vollständig genesen zurückmelden. Es wird also schwerer als jemals zuvor, der SG 06 Betzdorf ein Bein zu stellen. Sollte der VfB über sich hinauswachsen und gegen die Übermannschaft der Liga punkten, wären aber eben doch zwei Meilensteine möglich, die für einen Motivationsschub sorgen: das zwanzigste Heimspiel in Folge ohne Niederlage und die punktreichste A-Liga-Hinrunde der Vereinsgeschichte.
Selbst wenn die Überraschung gegen Betzdorf ausbleiben sollte, wird Niederdreisbach zur Saisonmitte aller Voraussicht nach im obersten Tabellendrittel stehen und somit voll im Soll liegen. Rennerod (5., 19 Punkte, dazu womöglich 3 Punkte am Grünen Tisch) könnte den VfB durch einen Sieg bei Schlusslicht Herdorf (15., 8 Punkte) zwar überholen, Niederahr (6., 19 Punkte) aber wegen der deutlich schlechteren Tordifferenz eher nicht. Niederahrs Gegner Lasterbach (8., 18 Punkte) ist jedenfalls keine leichte Aufgabe. Viele hatten den dreifachen Vizemeister Friesenhagen (9., 17 Punkte) viel weiter oben erwartet. Dort steht stattdessen jetzt der nächste Gegner der DJK, die SG Hundsangen II (2., 28 Punkte). Niederfischbach (3., 26 Punkte) ging zuletzt dreimal leer aus, hat aber gute Chancen, am Freitagabend im Heimspiel gegen Westerburg II (11., 14 Punkte) aber wieder in die Erfolgsspur zurückkehren. Die SG HoKa (12., 14 Punkte) erwartet in Katzwinkel die SG Herschbach (7., 18 Punkte). Guckheim (10., 17 Punkte) hat die Möglichkeit, sich durch einen Sieg bei der SG Gebhardshainer Land (14., 9 Punkte) aus dem Abstiegskampf zu verabschieden, muss aber dafür mit dem Steinerother Hartplatz zurechtkommen.